Modellpilotenkunde für Anfänger – Teil 3

Autor: A. Nitsch

Typ 4: „Der Freak“

Man trifft ihn auf fast jeden Modellflugplatz…
Für Ihn geht Modellfliegen über Alles. Seinen Idealen haben sich Kollegen, Partner und sein Bankkonto unterzuordnen. Er hat mindestens 6 Fachzeitschriften aboniert, kennt alle Preislisten auswendig und referiert aus dem Stehgreif eine halbe Stunde über den Temperaturkoeffizienten von alt-rosa Bügelfolie. An seiner Ausrüstung ist alles irgendwie optimiert, weil der Freak herausgefunden hat, das käufliche Lösungen durchgängig suboptimal sind. Seine Startkiste beinhaltet neben einer Kraftstoffpumpe aus der Weltraumtechnik eine herausklappbare Drehbank, eine Espressomaschine, eine Mobil-Toilette und ein Dutzend durchgebrannter Glühkerzen.
Seine Fernsteuerung benötigt zur Inbetriebnahme ein abgeschlossenes Studium der Informatik, wohingegen sein Modell schon so mit Elektronik vollgestopft ist, das man nach dem Fixieren der Kabel eigentlich schon den Rumpf weglassen könnte.
Deswegen fliegt der Freak auch häufig Großmodelle, weil da in irgendeiner Ecke immer noch Platz ist für ein Telemetriemodul, das die Oberflächentemperatur der Höhenflosse ermittelt und behilfs eine NATO Seefunkstrecke an einen amerikanischen Kollegen übermittelt.

Ist der Freak mit einem Segelflugmodell unterwegs, kann man sicher sein, das sich mindestens 3 Flächenprofile, vier Spannweiten und die Kragenweiten des Konstrukeurs ferngesteuert abrufen lassen. Er träumt vom Einsatz der Originalsoftware eines Airbus-Autopiloten in seinem Sender und von CNC gesteuerten Klopapier-Abrollern.

Typ 5: „Der Heli Flieger“

Man trifft ihn auf fast jeden Modellflugplatz…
Vor der Erfindung der Jet-Modelle war er eine anerkannte Größe im Modellbau-Business, weil jeder wusste, das es kaum eine andere Möglichkeit gab, für so ein bisschen Plastik so viel Geld auszugeben. Weil obendrein an den Dingern auch kaum was zu reparieren geht, sorgen 10 Heli-Flieger allein für den Grundumsatz eines mittleren Modellbau-Einzelfachhandels.
Deswegen ist der Heliflieger auch eigentlich gar kein Modellflieger, sondern ein Hybridwesen zwischen einem Merklin-Baukastenmonteur und einer Tupperware-Verkäuferin.
Bei konsequentem Einsatz bringt schon der einzelne Heliflieger jeden geordneten Flugbetrieb zum Erliegen, weswegen er auf den meisten Flugplätzen etwa so beliebt ist wie Heuschnupfen.
Kann er nach jahrelangem rumhovern dann endlich fliegen, ist ihm die Geschichte auch schon wieder langweilig, er versucht sich an gesteuerten Kunstflugmanövern oder albernen Spielchen wie Bierflaschenumschubsen oder Rasenmähen im Rückenflug.
Weil ihm die dauernden Reparaturkosten aber letztlich doch Ärger mit dem Haushaltsvorstand eingebracht haben, ist er der prädistinierte Kunde für den PC-Flugsimulator. Hier verbringt er dann den Rest seines Lebens, weil er der festen Meinung ist, die durch den Programmierer vorgegebene Absturzkurve durch Willenskraft zu beeinflussen.

Und dies ist auch schon der Abschluss dieser Serie.

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