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imber
Lesezeit ca. 7 Minuten

Mini Milan von Multiplex

Bauberichte
Spaßvogel MINI MILAN
von Multiplex
Der Erstversuch eines Berichtes von Joachim Holzer

Gekauft habe ich mir den Bausatz kurz vor dem Almurlaub im Juni. Nachdem ich noch kein Segelflugmodell ohne irgendeinen Antrieb hatte, wollte ich mal eines, dass man ohne Antriebsakku mit in die Berge nehmen und dort einfach und ohne Startgeräte einen Hang hinunterwerfen kann. Es sollte nicht zu schwer sein, damit es nach dem Hinunterwerfen auch wieder heraufkommt, aber dennoch flott und zielgenau fliegen können. Obendrein sollte ein bisschen herumturnen drinnen sein und eine Abstiegshilfe für den Fall, dass die Thermik doch zu thermisch wird, wäre auch wünschenswert. So suchte ich (nicht lange) nach einem kleinen Modell das leicht ist, eine gute Aerodynamik mit wenig Luftwiderstand hat, mit Querrudern zum Herumturnen und zwecks Thermikbekämpfung ausgestattet ist, aus einem stabilen Material besteht und mit einem V-Leitwerk versehen ist, weil mir dieses beim Landen in ruppigem Gelände weniger bruchgefährdet erscheint. Nach einigem Hin- und Herblättern im Lindinger Katalog war die Entscheidung für den “Mini Milan” von Multiplex schnell gefallen. Der Bausatz versprach aufgrund hoher Vorfertigung eine kurze Bauzeit, was in Anbetracht des in zwei Wochen bevorstehenden Urlaubs von großer Bedeutung war. Nach der telefonischen Bestellung war der Baukasten in 2 Tagen geliefert und ich hatte noch eineinhalb Wochen Zeit für den Bau


Die Qualität der Bauteile war sehr gut. Einzig die Bowdenzugrohre für die Leitwerksanlenkung waren viel zu kurz. Da scheint man ein Bowdenzugrohr von Standardlänge genommen und in die Hälfte geschnitten zu haben, um ein zweites Rohr zu sparen – also, da muss man sich selber noch die Rohre besorgen und auf entsprechende Länge bringen. Die Tragfläche wird aus 4 Teilen zusammengebaut – zwei Mittelteile und zwei Ohren. Sie sind aus beplanktem Styropor und haben eine gute Festigkeit. Auch der Rumpf aus GFK macht einen sehr guten Eindruck.

Den Bau habe ich mit dem Einbau der beiden Servos im Rumpf begonnen – dieser Rumpf ist schon sehr eng. Da ich immer gerne etwas größere Servos einbaue, habe hier 16mm Servos verwendet. Hier muss man die Ausschnitte im Servobrett noch um einiges vergrößern, dann geht sich der Einbau haarscharf aus. Als nächstes war die Tragfläche dran. Dabei gab es keine Besonderheiten außer, daß ich die beiden Mittelteile mit 0° V-Form zusammengeklebt habe – kürzlich habe ich im Prop gelesen, dass auch eine V-Form für die Mittelteile vorgesehen wäre aber in meiner Bauanleitung habe ich nichts davon gefunden. Ansonsten lief der Bau routinemäßig ab und am Tag vor der Abreise konnte es dann an die Rudereinstellung und das Auswiegen gehen. Zusätzlich zum Akku war noch einiges an Blei in der Nase nötig, was aber problemlos verstaut werden konnte. Wollte man da noch Gewicht sparen so könnte man einige Ausnehmungen in die V-Leitwerksbretter fräsen.

Der Erstflug fand in den Kärntner Nockbergen auf einer Seehöhe von ca. 2000m statt. So wie ich es mir vorgestellt hatte, warf ich das Modell einfach einen Abhang hinunter und es wurde sofort wieder vom Aufwind hochgetragen. Die Thermik war schnell gefunden und es machte riesig Spaß mit dem kleinen Ding herumzuflitzen. Der Mini Milan legte dabei ein sehr agiles Flugverhalten an den Tag, der Geschwindigkeitsbereich und das Durchzugsvermögen waren auch so wie ich es mir gewünscht hatte; allein um die Längsachse war er mir etwas zu giftig aber durch eine Anpassung der Querruderausschläge mit “Dual Rate” und etwas mehr “Expo” war dieses Verhalten auch schnell unter Kontrolle zu bringen. Bald war die Thermik so stark und großräumig, dass man mit der Thermikbekämpfung beginnen musste. Erst mal habe ich die Querruder hochgestellt. Die Wirkung dabei ist sehr gut. Man muss nur darauf achten, dass man dabei auch ordentlich nachdrückt denn sonst wird das Modell sehr langsam und zappelig - ich habe trotzdem nicht mehr Tiefenruder dazuprogrammiert weil sich diese Verlangsamung bei der Landung ganz angenehm bemerkbar macht, man muss halt etwas mehr aufpassen, dass der Flieger dabei nicht abkippt. Nach dem Test der Thermikbremse mittels hochgestellter Querruder habe ich Rückenflug versucht. Dabei muß man ziemlich stark nachdrücken um auf einer waagrechten Flugbahn zu bleiben – insofern wird die Aerodynamik auch etwas schlechter und es kann damit auch, zwar nicht ganz so gut, aber mit mehr Spaß und dennoch spürbar Höhe abgebaut werden. Nach einem langen Erstflug war es nun doch mal Zeit Pause zu machen und eine Landung einzulegen. Nachdem ich einiges an Höhe abgebaut hatte versuchte ich mal, ob es möglich wäre, ohne Klappen zu landen und flog einige Runden in Augenhöhe, bis der Flieger schließlich wieder an Höhe gewann. Jetzt wurden die Querruder hoch gestellt und zur Landung eingeschwebt – alles super gut gegangen und es hat riesigen Spaß gemacht.

Mittlerweile habe ich auch schon Flugversuche bei uns in der “Ebene” (ein leichtes Gefälle ist schon vorhanden) unternommen, aber ein ausgedehnter Flug ist mir dabei noch nicht gelungen. Vielleicht habe ich bis jetzt auch noch kein brauchbares Thermikwetter erwischt aber mehr als 2 bis 3 Kreise nach einem Gummihochstart waren bis jetzt noch nicht drinnen. Bei diesen Versuchen hatte ich auch öfter meinen elektrisch angetriebenen Thermikstar (2,3m Spannweite/ 1,5kg Fluggewicht) mit dabei und so konnte ich auch Vergleiche machen. Obwohl mit dem Thermikstar auch nicht viel mehr Thermik gefunden wurde, so konnte doch aufgrund der wesentlich besseren Ausgangshöhe großräumiger gesucht und mitunter auch gefunden werden. Es ergaben sich dadurch an solchen Tagen, wo mit dem Mini Milan nicht wirklich an Segelfliegen zu denken war, doch Flugzeiten von 25 bis 30 Minuten pro Akkuladung. Insofern erscheint mir (bis jetzt) der Mini Milan für unsere Breiten nicht so “alltagstauglich” wie ich es mir gewünscht hätte.

Nach längerem Einsatz haben sich nun auch Punkte herauskristallisiert, die ich verbessern musste bzw. bei denen ich bei nochmaligem Bau anders vorgehen würde:

1.)  Die Tragfläche
ist mit je einer Kunststoffschraube an der Nasenleiste und an der Endleiste am Rumpf befestigt. Dadurch, dass diese Schrauben sehr weit auseinander sind entsteht bei Landungen bei denen man mit einer Flügelseite am Boden streift (kommt zumindest bei mir beim Hangfliegen in unebenem Gelände häufiger vor) ein großes Drehmoment quer zur Rumpflängsachse, dem der Rumpf durch seine Schmalheit nur sehr wenig Widerstandsmoment entgegenzusetzen hat und demzufolge er schon des öfteren bei der Flächenbefestigung gerissen ist. Nachdem die Befestigungsschrauben nicht versetzt werden können habe ich beschlossen, das Widerstandsmoment des Rumpfes im Bereich der Flächenbefestigung zu erhöhen. Zu diesem Zweck habe ich an der Seite des Rumpfes im oberen Bereich außen die Oberfläche angeschliffen und einen 1mm und auf diesen dann noch einen 3mm Sperrholzstreifen geklebt, aerodynamisch verschliffen und noch eine dünne GfK Schicht drüber gelegt. Dadurch wurde die “Randfaser” auf jeder Seite zumindest um 4mm (immerhin 30% bei dem schmalen Rumpf) nach außen verlegt – was dem Widerstandsmoment zugute kam und zusätzlich die Festigkeit durch das Sperrholz erhöht. Seither ist der Rumpf stabil genug und es sind keine Risse mehr aufgetreten. Optisch fällt das Ganze nicht so sehr ins Gewicht da die Streifen nur 15mm breit sind und von oben kaum sichtbar sind. Wenn man möchte kann man ja noch über diese Stelle drüberlackieren und dann sollte es eigentlich nicht mehr auffallen.

2.) 
Die ungeteilte Tragfläche mit 1.66m ist der zweite Punkt, der mich stört. Das ist zwar fliegerisch nicht relevant, aber beim Transport doch sehr unangenehm – zumal man sich ja eigentlich einen kleinen Flieger gekauft hat um ihn problemlos überall hin mitnehmen zu können. Beim Transport nimmt dieser Flieger mehr Platz weg als meine Solution mit 2,7m Spannweite. Hätte er eine geteilte Tragfläche, könnte ich den ganzen Flieger im Kofferraum verschwinden lassen und keiner würde was davon merken. Sollte ich den Flieger also noch mal bauen würde ich auf jeden Fall versuchen, die Tragflächen geteilt zu bauen.

Als Resümee würde ich festhalten, dass der Mini Milan bei guter Thermik und in den Bergen wahnsinnig viel Spaß macht aber beim “Groundhandling” doch etwas zu wünschen übrig lässt. So würde ich ihn als Spaßvogel mit Einschränkungen bezeichnen.